Unsere Geschichte

Gebaut auf
Solidarität

Seit anderthalb Jahrhunderten sind die Schiffszimmerer ein wichtiger und lebendiger Teil der Hamburger Geschichte – und seit Generationen eine verlässliche Heimat für die Menschen nördlich und südlich der Elbe. Mit Engagement, Solidarität und Zukunftsgewandtheit haben wir das Zusammenleben in Hamburg von Anfang an mitgeprägt. Gehen Sie auf eine Zeitreise zu unseren Anfängen und blicken Sie mit uns in die Zukunft.

1875

Die Gründung

Nachdem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die ersten Genossenschaften entstanden, gründeten die um Heinrich Grosz organisierten, bis dahin abhängig beschäftigten Schiffszimmerer am 18. November 1875 die Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-Genossenschaft. Hauptziel dieses auf den genossenschaftlichen Grundprinzipien der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung aufgebauten Unternehmens war es, dem zu dieser Zeit weit verbreiteten Lohndumping gemeinsam die Stirn zu bieten.

1875 - 1889

Aufbau in Solidarität

Schiffsbauplätze waren die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche unternehmerische Tätigkeit im damals üblichen Holzschiffbau und so wurde der „Ankauf und Betrieb oder die Vermietung von Schiffswerften“ in der Satzung der Genossenschaft als Unternehmenszweck ausgewiesen. Die erste Schiffswerft wurde in Memel gekauft, weitere sollten folgen. Mit dem Erwerb von Genossenschaftsanteilen durch bald über 700 Genossenschaftsmitglieder gelang es, dringend benötigtes Kapital aufzubringen.

1889 - 1900

Von Werften zu Wohnungen

Ein großes Problem der im Hafen beschäftigten Menschen und somit auch der Schiffszimmerer war ihre Wohnsituation. Viele lebten in den hafennahen Gängevierteln unter beengten und hygienisch schwierigen Verhältnissen, die sich auch im Ausbruch der Choleraepidemie 1892 mit über 8000 Toten zeigten. Da mit der Verdrängung des Holzschiffbaus durch den deutlich kapitalintensiveren Eisenschiffbau zusätzlich die wirtschaftliche Zukunft der Genossenschaft in Frage stand, änderten die Schiffszimmerer 1889 ihre Satzung und erweiterten den Unternehmenszweck auf den Ankauf von Grundstücken, mit denen auch der Erwerb und Bau von Wohnungen möglich wurde. 1890 wurden die ersten Häuser in der Talstraße 77-81 und in der Erichstraße 23/27 gekauft, 1892 erfolgte der Erwerb von Wohnungen in der Jägerstraße (heute Wohlwillstraße), die sich noch immer im Besitz der Genossenschaft befinden.

1900 - 1914

Der eigene Wohnungsbau beginnt

Den ersten eigenen Bau errichtete die Schiffszimmerer-Genossenschaft im Jahr 1900 mit 136 Wohnungen in der Neustadt. Unter Berücksichtigung der Forderungen der Wohnreformbewegung nach Licht, Luft und Sonne wurden für Arbeiter bezahlbare Wohnungen mit Balkonen und Bädern gebaut, die ihresgleichen suchten. Die Wohnanlage wurde schnell als „Arbeiterschloss“ bekannt und erhielt später den Namen „Gebhardhof“. Da die Grundstückspreise in der Innenstadt zu hoch waren, folgten weitere Bauten in der Dehnhaide 5/17 (1903) und in der Fährstraße in Wilhelmsburg (1910). Erst 1914 wurde wieder in Hafennähe gebaut: in der Martin-Luther-Straße 14/18a und in der Wincklerstraße 5/17.

1914 - 1933

Erster Weltkrieg und Wirtschaftskrise

Der Erste Weltkrieg und die anschließende Inflation brachten den Wohnungsbau zum Erliegen, allerdings konnte die Schiffszimmerer-Genossenschaft 1920 noch mehrere Häuser erwerben und eine weitere Wohnanlage in der Martin-Luther-Straße errichten, wo sich dann auch die Geschäftsstelle befand. Im großen Stil gebaut wurde aber erst ab Mitte der 1920er Jahre wieder. Die Wohnanlagen „Heinrich Grosz-Hof“, „Otto-Stolten-Hof“ und das „Kranzhaus“ standen dabei ganz im Zeichen des „Neuen Bauens“ der Weimarer Bauhaus-Architektur. Auch die genossenschaftliche Gemeinschaftspflege erlebte eine Blütezeit, die Bautätigkeit musste jedoch infolge der Weltwirtschaftskrise ab 1929 vorübergehend eingestellt werden.

1933 - 1945

Die NS-Zeit

Die Schiffszimmerer-Genossenschaft, die traditionell der Arbeiterbewegung nahestand, konnte sich als gemeinnütziges Unternehmen dem Machtanspruch der Nationalsozialisten nicht entziehen und musste personelle Veränderungen in Vorstand und Aufsichtsrat hinnehmen. Bewohner*innen jüdischer Herkunft konnte die Genossenschaft noch lange in ihren Wohnungen halten, doch am Ende musste sie sich auch hier den Zwangsmaßnahmen des NS-Regimes beugen. Die Bauten in dieser Zeit – das Memelhaus in der Innenstadt, die später nach dem Vorstand Matthias Strenge benannte Einzel- und Doppelhaus-Siedlung in Poppenbüttel sowie die während des Krieges in Langenhorn erbaute Siedlung – spiegeln die wohnungsbauideologischen Vorstellungen der Nationalsozialisten wieder. Im Zweiten Weltkrieg wurden rund 50 Prozent der 1.822 Genossenschaftswohnungen zerstört.

1945 - 1965

Wiederaufbau

Angesichts fehlender Baumaterialien konnten in den ersten Nachkriegsjahren nur die dringendsten Ausbesserungs- und Instandsetzungsarbeiten durchgeführt werden. Erst mit der Währungsreform änderte sich die Situation und es wurden zunächst vorzugsweise teilzerstörte Wohnanlagen wiederaufgebaut, um die knappen Ressourcen schonten. Der mit dem ersten Wohnungsbaugesetz von 1950 eingeführte öffentlich geförderte Wohnungsbau bot den Baugenossenschaften die Möglichkeit, ihren Wohnungsbestand schnell auszubauen. Davon profitierte auch die Schiffszimmerer-Genossenschaft, die ihren Wohnungsbestand bis 1960 auf 4.300 Wohnungen erhöhen konnte. Es entstanden die für diese Zeit typischen und zumeist schlicht gehaltenen Wohnanlagen wie jene in Eilbek mit 600 und am Rübenkamp mit 900 Wohnungen. Steigende Mitgliederzahlen machten 1952 den Übergang von der Generalversammlung zur Vertreterversammlung als höchstem Organ der Genossenschaft notwendig.

1965 - 1989

Veränderung der Aufgaben

Nachdem der Wiederaufbau abgeschlossen war, bestimmten neue Ideen zur Zukunft der Stadt das Baugeschehen. Großwohnsiedlungen wurden in Steilshoop, Mümmelmannsberg und Osdorf errichtet und die Genossenschaft baute verstärkt im Hamburger Umland. Später rückte der Sanierungsbedarf der innerstädtischen Bausubstanz in den Fokus und auch hier beteiligte sich die Genossenschaft an der Stadterneuerung, zum Beispiel mit der Altbausanierung in der Langen Reihe. Die Ölkrisen der 1970er Jahre führten nicht nur zur Umstellung auf andere Heizungssysteme, sondern leiteten auch ein Umdenken beim Wärmeschutz ein. Das Energieeinsparungsgesetz von 1976 und die nachfolgenden Wärmeschutzverordnungen machten alsbald umfangreiche Modernisierungen zwingend notwendig.

1989 - 2000

Wiedervereinigung

Der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung Deutschlands brachten neue Verbindungen wie die enge Partnerschaft mit der Wohnungsbaugenossenschaft in Greifswald, aber auch neue Herausforderungen durch die spürbar steigende Wohnungsnachfrage infolge vieler Zuzüge. Um kurzfristig Wohnraum zu schaffen, nahm die Schiffszimmerer-Genossenschaft engagiert am Programm zum Aufbau von Dachgeschossen teil. Da die Nachfrage aber weiter stieg und nicht mehr alle Genossenschaftsmitglieder in absehbarer Zeit mit Wohnraum versorgt werden konnten, musste man sich für eine Aufnahmebschränkung entscheiden. Mitte der 1990er wurde die Wohnwertmiete eingeführt, Neubauten wurden vor allem im Umland errichtet und zur Jahrtausendwende hatte die Schiffszimmerer-Genossenschaft 13.969 Mitglieder und 8.567 Wohnungen.

2000 - 2020

Aufbruch in die Erneuerung

In den ersten beiden Jahrzehnten des neuen Jahrtausends konzentrierte sich die Schiffszimmerer-Genossenschaft im Wesentlichen auf die Weiterentwicklung, Sanierung und energetische Modernisierung des vorhandenen Bestands. Dabei wurde die Bausubstanz gründlich untersucht und – nach dem Motto „Erneuern durch Ersetzen“ –sukzessive neuer Wohnraum immer dort geschaffen, wo die Sanierung des Altbestandes nicht mehr sinnvoll war, zum Beispiel inmitten der Wohnanlagen in Alsterdorf und in Ohlsdorf. Gleichzeitig hielt die Schiffszimmerer-Genossenschaft Ausschau nach neuen Bauflächen und knüpfte mit zwei Projekten in der neu entstehenden HafenCity an ihre historische Tradition an, genossenschaftlichen Wohnraum in Hafennähe zu schaffen. Dabei wurde besonderer Wert auf die Niedrigenergiebauweise gelegt, die zur nachhaltigen Schonung der Umwelt beiträgt. 

Bei der Modernisierung und Neustrukturierung der Großwohnanlagen am Spannskamp und am Rübenkamp/Buekweg wurden insbesondere die Bedürfnisse älterer Mitglieder und von Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung berücksichtigt und nicht nur barrierefreier Wohnraum geschaffen, sondern auch andere Wohnformen, die das Älterwerden in unserer Genossenschaft erleichtern sollen: Wohn-Pflege-Gemeinschaften, Pflegewohnungen auf Zeit und Wohngemeinschaften für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung. In Zusammenarbeit mit der Martha Stiftung wird individuelle Beratung, Hilfe und professionelle Betreuung angeboten.

Seit 2020

Mit Zuversicht in die Zukunft

Corona-Pandemie, Klimakrise und Ukraine-Krieg haben auch die Schiffszimmerer-Genossenschaft vor neue Herausforderungen gestellt. Die Pandemie hat die digitale Entwicklung massiv beschleunigt, mobiles Arbeiten, Home-Office und virtuelle Konferenzen sind selbstverständlich geworden, erforderten aber viele interne Diskussionen und Abstimmungen zum Beispiel zur Ermöglichung digitaler Vertreterversammlungen. Klimakrise und Ukraine-Krieg haben die Notwendigkeit einer effektiven Nachhaltigkeitsstrategie, eines effizienten Energiemanagements und einer beschleunigten energetischen Modernisierung noch einmal verdeutlicht und die Schiffszimmerer-Genossenschaft wechselt von Gas auf Fernwärme, wo immer das möglich ist. 

Die Versorgung unserer Mitglieder, ihrer Kinder und unserer Mitarbeitenden mit modernen Wohnungen zu angemessenen Preisen in Verbindung mit ökologischer und sozialer Verantwortung sowie einer engagierten Quartiersentwicklung ist und bleibt unsere Aufgabe. Trotz hoher Grundstückspreise und Baukosten baut die Schiffzimmerer-Genossenschaft auch weiterhin, aktuell in Ohlsdorf, Poppenbüttel und Langenhorn. Nachverdichtung und Erneuerung machen dabei einen Großteil der Bautätigkeit aus. 

Im Februar 2024 wurde außerdem das neue Geschäftsgebäude am Rübenkamp bezogen, das Ausdruck unserer 150-jährigen Geschichte ist. Besuchen Sie uns doch einmal!