Ein neues Team mit klaren Vorstellungen
Herr Saß, die ersten Wochen in Ihrer neuen Funktion liegen bereits hinter Ihnen. Wie geht es Ihnen?
Matthias Saß: Es geht mir sehr gut. Ich freue mich, dass unser Aufsichtsrat mir sein Vertrauen ausgesprochen hat und ich die Nachfolge von Herbert Alfeld angetreten bin. Unsere Genossenschaft ist die älteste und eine der größten am Hamburger Wohnungsmarkt. Dadurch sind wir sehr anerkannt. Wir haben immer grundsolide gewirtschaftet und uns gegenüber unseren Partnern als verlässlich gezeigt. Das ist eine starke Basis, auf der ich in meiner neuen Position aufbauen kann. Auf die vor uns liegenden Aufgaben und Herausforderungen freue ich mich daher sehr.
Herr Speeth, welche Aufgaben und Herausforderungen liegen jetzt vor dem neuen Vorstandsteam?
Thomas Speeth: Zunächst möchte ich meinem Kollegen zustimmen. Mit rund 9.000 Wohnungen in Hamburg und Umgebung spielt unsere Genossenschaft eine große Rolle, wenn es um bezahlbaren Wohnraum für unsere Mitglieder geht. Mit einer durchschnittlichen Nettokaltmiete von 7,07 € / m² liegen wir deutlich unter dem Hamburger Mietenspiegel, der zuletzt im Herbst 2017 erhoben wurde und damals 8,44 € / m² betrug. Wir bieten unseren Mitgliedern aber nicht nur bezahlbaren Wohnraum. Wir sind da, wenn sie eine Lösung brauchen, egal ob technischer oder persönlicher Art. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, werden Matthias Saß und ich in diesem Jahr eine Strategie zur Digitalisierung unserer Arbeitsmethoden ausarbeiten und festlegen. Unsere internen Prozesse werden wir in diesem Zusammenhang überprüfen und teilweise anpassen. Neben zahlreichen Bauprojekten, die wir an verschiedenen Stellen in Hamburg realisieren, ist dies eine der zentralen Aufgaben für uns.
Warum brauchen Sie eine Digitalisierungsstrategie?
Matthias Saß: Die internen und externen Anforderungen entwickeln sich fortlaufend weiter. Darauf stellen wir uns ein. Unsere Mitglieder möchten heutzutage gerne zu jeder Tages- oder Nachtzeit ihre Abrechnungen aufrufen können oder eine Mietbescheinigung anfordern. Dafür werden wir einen webbasierten Kundenbereich einrichten, so wie unsere Mitglieder es auch schon von ihrer Hausbank oder ihrem Energieversorger kennen. Das ist nur eines von vielen Beispielen. Damit wir uns nicht verzetteln, müssen wir uns genau anschauen, welche unserer Arbeitsprozesse wir digitalisieren können und in welcher Reihenfolge wir dies umsetzen. Wir werden unsere Mitarbeiter, den Betriebsrat sowie unsere Mitglieder und Kunden rechtzeitig einbinden und an der Umsetzung beteiligen.
In den vergangenen Jahren sind die Preise für Immobilien immer weiter gestiegen. Was bedeutet das für das Bestandsmanagement?
Thomas Speeth: Für unser Bestandsmanagement hat dies Vor- und Nachteile. Einerseits sind unsere Grundstücke dadurch viel wertvoller geworden. Andererseits müssen wir beim Erwerb neuer Grundstücke ebenfalls die gestiegenen Preise bezahlen. Die Baukosten sind auch sehr hoch, sodass es schwieriger für uns wird, unseren Mitgliedern bezahlbaren Wohnraum anzubieten. Möglich ist dies, wenn wir auf unseren vorhandenen Grundstücken weitere Wohnhäuser errichten. Das haben wir gerade am Spannskamp in Stellingen getan. Eine Alternative zur „Nachverdichtung“ ist die bessere bauliche Ausnutzung durch Abriss und Neubau auf unseren Grundstücken. Dies tun wir seit einigen Jahren am Rübenkamp in Ohlsdorf, wo wir alte Nachkriegsbauten durch moderne Neubauten ersetzen.
Sowohl am Spannskamp als auch am Rübenkamp haben Sie gerade zum ersten Mal in der Geschichte der Genossenschaft eine Demenz-WG und eine Senioren-WG eröffnet. Stellen Sie sich damit auf die älter werdende Gesellschaft ein?
Matthias Saß: Unsere neuen Wohnformen sind auch eine Antwort auf die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft. Mit der Martha Stiftung haben wir einen starken Partner in Sachen Pflege an unserer Seite und damit die Möglichkeit, in Ruhe auszuprobieren, ob das Konzept wie vorgesehen von unseren Mitgliedern angenommen wird. Wichtig ist gleichzeitig, dass wir die Familien und Mitglieder von morgen nicht vergessen. Wir sind für alle Altersgruppen da und bieten Sicherheit für Jung und Alt. Im vergangenen Jahr haben wir den Club der „Kranzhaus-Tiger“ gegründet, mit dem wir bewusst die Kinder unserer Mitglieder an unsere genossenschaftlichen Werte heranführen möchten.
In letzter Zeit ist viel vom Fachkräftemangel die Rede. Spüren Sie etwas davon?
Thomas Speeth: Wir merken, dass die Handwerkerbetriebe heute stark ausgelastet sind und gerne mehr gut ausgebildetes Personal beschäftigen würden. In unserer Geschäftsstelle spüren wir den Mangel glücklicherweise noch nicht, was auch daran liegt, dass wir unsere Mitarbeiter großenteils selbst ausbilden. Doch auch wir müssen uns anstrengen, um in den nächsten Jahren als starker Arbeitgeber am Markt zu bestehen. Deshalb ist die bereits erwähnte Digitalisierung wichtig, um unseren jungen Mitarbeitern moderne Arbeitsbedingungen zu bieten. Davon versprechen wir uns auch eine Stärkung unserer Arbeitgebermarke.