Unsere Quartiere im Wandel

Der Beerbuschring in Bergstedt: Unsere Wohnanlage im Nordosten der Hansestadt

Für Naturbegeisterte hat Bergstedt einiges zu bieten: Wer hier dem Alsterwanderweg von Norden nach Süden folgt, stößt auf die abwechslungsreiche Landschaft des Rodenbeker Quellentals und landet schließlich im Naturschutzgebiet Hainesch Iland. Vorbei an Wiesen, Weiden und Wäldern schlängeln sich Bach- und Wasserläufe durch eine idyllische Naturkulisse mit grünen Hügeln, Tälern, Sumpfwiesen und einer beeindruckenden Pflanzen- und Tierwelt.

Im Quellental sind zahlreiche Vogelarten und Amphibien – unter ihnen seltene Moorfrösche und Teichmolche – beheimatet. Blässhühner, Rohrsänger, Rotkehlchen, Wasseramseln, Zaunkönige und Zwergtaucher sind hier zuhause. Im Hainesch Iland, wo der Lauf der Saselbek über den Mühlenteich in der Alster mündet, hat sogar der stark gefährdete Eisvogel sein Brutrevier. Östlich davon liegt das Timmermoor – eine eiszeitliche Senke, die seit Mitte der 1980er Jahre als Naturdenkmal geschützt wird. Aber Vorsicht, hier gilt striktes Betretungsverbot!

1937: Eingemeindung von Bergstedt

Zwischen den vielfältigen Naturräumen liegt der besiedelte Teil von Bergstedt, in dem heute rund 11.000 Menschen leben. Der nordöstlich gelegene Stadtteil zählt zu den Hamburger Walddörfern und gehört inzwischen zum Bezirk Wandsbek. Das ehemalige sächsische Runddorf wurde im Verlauf seiner Geschichte, die mindestens bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht, mehrmals an Hamburg verpfändet. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war die Gemeinde allerdings dem preußischen Kreis Stormarn zugeordnet. Erst 1937 wurde die Ortschaft eingemeindet. Zu dieser Zeit lebten in Bergstedt noch rund 1.300 Einwohnerinnen und Einwohner. In den folgenden Jahrzehnten stieg die Bevölkerungszahl aber deutlich: Während des Zweiten Weltkriegs flohen zahlreiche Hamburgerinnen und Hamburger vor den Bombardements und der Wohnungsnot aus der teilzerstörten Innenstadt hierher. In den frühen 1950er Jahren lebten über 4.000 Menschen in Bergstedt – Tendenz steigend. Als die Hamburger Bürgerschaft 1960 einen neuen Aufbauplan für Hamburg verabschiedete, wurde sogar davon ausgegangen, dass die Zahl der Bergstedterinnen und Bergstedter bald auf 17.000 steigen würde.

Diese Prognosen haben sich bislang nicht bestätigt. Aber die Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte schien damals offenkundig: Um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden, musste neuer Wohnraum geschaffen werden. Daran hatte die Walddörfer Wohnungsbaugenossenschaft beträchtlichen Anteil. In den späten 1950er und 1960er Jahren baute sie über 700 Wohnungen, Reihenhäuser und Eigenheime in Bergstedt.

 

Schwierigkeiten beim Wohnungsbau

Auch wir bemühten uns, der grassierenden Wohnungsnot in der Hansestadt zu begegnen. Geeignete Baugrundstücke waren in den 1960er Jahren allerdings Mangelware. In Bergstedt wurden wir schließlich fündig: In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre erwarben wir ein unbebautes Grundstück im Umfang von zunächst rund 68.580 Quadratmetern. Wir zahlten dafür knapp 1,3 Millionen DM. Das war selbst für die damaligen Verhältnisse überaus preiswert! Die Sache hatte allerdings einen Haken: Eine Bebauung kam vorläufig nicht infrage, da kein Anschluss an das städtische Entwässerungsnetz bestand.

Zunächst war angedacht, das Gelände bis zur Erweiterung des Hamburger Stammsiels als „Vorratsgrundstück“ zu halten. Um der steigenden Nachfrage nach Wohnraum entgegenzuwirken, fassten wir jedoch bald den Entschluss, dennoch einen Bebauungsplanentwurf einzureichen. Unsere Lösung für das Abwasserproblem? Eine vollbiologische Kläranlage! Zumindest vorübergehend hätten wir das Grundstück damit ohne besondere Schwierigkeiten entwässern können. Die Freie und Hansestadt Hamburg konnten wir von unserer Idee allerdings nicht überzeugen. Versuche, das Grundstück in ein größeres Bauprogramm zu integrieren, scheiterten ebenfalls. In den 1980er Jahren war an eine Bebauung immer noch nicht zu denken. Zwar galt das Grundstück weiterhin als „Bauerwartungsland“, wir hegten jedoch inzwischen Pläne, das Gelände wieder zu verkaufen.

In Anbetracht der steigenden Nachfrage nach Wohnungen in der Hansestadt kam nun aber doch Bewegung in die Sache. Von städtischer Seite wurde uns 1989 in Aussicht gestellt, einen Teil des Geländes mit etwa 100 Wohnungen zu bebauen. Das übrige Gebiet sollte aus Umweltschutzgründen aber aus den Planungen ausgespart bleiben. Dennoch regte sich Widerspruch vonseiten einiger Anwohnerinnen und Anwohner. Sie gründeten eine Bürgerinitiative und klagten vor dem Verwaltungsgericht. Ihre Einsprüche wurden dort zwar verworfen. Wir fühlten uns jedoch verpflichtet, Lösungen zu finden, um die berechtigten Anliegen nach Naturschutz mit der dringend erforderlichen Wohnraumerweiterung in Einklang zu bringen.

Im Herbst 1990 begannen wir mit den Arbeiten, die wir über den Zweiten Förderweg finanzierten. In der Zeit zwischen April und November 1992 entstanden exakt 100 Wohnungen. Sie alle liegen im Beerbuschring, der eigens für die neuen Wohnbauten angelegt wurde. Einen Abschluss fand das Bauprojekt, als wir im Frühjahr 1993 auch die Außenanlagen fertigstellten. Das bedeutet, summa summarum, dass wir hier schon unser 30-jähriges Jubiläum feiern dürfen!

Genossenschaftliches Miteinander

Das Engagement unserer Mitglieder inner- und außerhalb der Wohnanlage ist außergewöhnlich hoch. Als 2015 in unmittelbarer Nachbarschaft eine Unterkunft für Geflüchtete entstand, gründeten einige unserer Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Beerbuschring mit weiteren Anwohnerinnen und Anwohnern die Arbeitsgemeinschaft „Gute Nachbarschaft Rodenbeker Straße“ im Verein Freundeskreis Asyl & Wohnen in Bergstedt und initiierten unter anderem einen regelmäßigen Nachbarschaftstreff.