Unsere Quartiere im Wandel

Mitten in Dulsberg, mitten in der Stadt: Unsere Wohnanlage im Eulenkamp

An die Stadtteile Barmbek-Nord und Barmbek-Süd grenzt Dulsberg – der wohl kleinste und gleichzeitig mit den meisten Rotklinkerhäusern bebaute Stadtteil Hamburgs. In den Straßenzügen von Dulsberg dominieren drei- bis viergeschossige Mehrfamilienhäuser im Stil der 1920er Jahre, oft mit begrünten Innenhöfen und durchzogen von kleinen Parks, die eine angenehme Wohnatmosphäre schaffen. Der Name leitet sich von der Tollsberg oder Teufelsberg genannten Erhöhung an der heutigen Krausestraße ab. Lange war das Gebiet um den immerhin 19 Meter hohen „Berg“ landwirtschaftlich genutzt und diente als Weideland. Zum Ende des 19. Jahrhunderts verkauften die Bauern das Land an die Stadt Hamburg. Diese siedelte dort Einrichtungen an, die wegen der Lärm- und Geruchsentwicklung am Stadtrand liegen sollten. Kurz nachdem Barmbek und damit der Dulsberg 1896 Stadtteil Hamburgs geworden war, begann der Bau von Wohnhäusern in der Dithmarscher und der Stormarner Straße und damit die dichtere Besiedlung.

Modellquartier Dulsberg

Der Erste Weltkrieg zwischen 1914 und 1918 verhinderte aber weiteres Wachstum. Doch ab 1919 entwickelte sich der Dulsberg unter der Federführung des Oberbaudirektors Fritz Schumacher zu einem Modellquartier für modernes und gesundes Wohnen im Stil des „Neuen Bauens“. Schumachers Idee: Insbesondere für ärmere Bevölkerungsschichten sollten hier am Dulsberg (wie etwas später auch in der Jarrestadt) gesunde, hygienische und ästhetische Wohnungen entstehen. Im Gegensatz zur engen und dichten gründerzeitlichen Schlitzbauweise, wurden die Böcke, die von namhaften Hamburger Architekten entworfen wurden, nun in Zeilenbauweise angeordnet, wodurch die Wohnungen viel Licht hatten. Große Fenster, die zum Lüften geöffnet werden konnten, eigene Toiletten und große, begrünte Innenhöfe für ein gemeinschaftliches Wohngefühl waren weitere Kennzeichen der neuen Wohnhäuser auf dem Dulsberg. Diese Wohnarchitektur war wegweisend für den Stil des „Neuen Bauens“.

Die Schiffszimmerer bauen neu

Während des Zweiten Weltkriegs brachten Luftangriffe allerdings großflächige Zerstörungen mit sich. Einiges am und rund um den Dulsberg konnte gerettet und wiederaufgebaut werden. Vieles ging jedoch verloren und Neubauten füllten die Lücken im einst dichten Wohnquartier. Mit unserem Neubauvorhaben an der Nordschleswiger Straße/Tiroler Straße/Eulenkamp waren wir ein Teil dieses Entwicklungsprozesses. Die schwierigen Verhandlungen zur Finanzierung des Neubauvorhabens konnten wir im April 1952 abschließen und bereits im Mai mit dem Bau von insgesamt 96 Wohnungen und zwei Läden beginnen. Die 32 Wohnungen in der Tiroler Straße waren zuerst fertig und unsere Mitglieder konnten noch im Dezember 1952 einziehen.

Der Eulenkamp – hell, groß und gut in Schuss

Etwas später, in der zweiten Hälfte des Jahres 1955, begannen wir mit dem Neubau im Eulenkamp 47a - 55b. Zum 25. Juli 1956 zogen die ersten Mitglieder in den 1.369.980 DM teuren Neubau im Eulenkamp ein. Auf sie warteten 64 Wohnungen mit einer durchschnittlichen Größe von 64,08 Quadratmetern Wohnfläche. Diese war im Vergleich zu den direkten Nachkriegsbauten schon deutlich größer, wie ohnehin die Ausstattung der Genossenschaftswohnungen immer moderner wurde: Im Jahr 1955 verfügten von unseren insgesamt 4.361 Wohnungen schon 50 Prozent über Vollbäder, 40 Prozent über Einbauküchen und rund 21 Prozent erhielten einen Anschluss an eine Zentralheizung mit zentraler Warmwasserversorgung. Und obwohl es letzteres im Eulenkamp im Jahr 1956 noch nicht gab, bauten wir fleißig weiter, und im Eulenkamp 27-33 entstanden weitere 72 Einheiten. Die Fertigstellung der überwiegend Zweieinhalb- bis Dreieinhalbzimmerwohnungen war ein wichtiger Beitrag zur Belebung des Quartiers. Doch nicht nur das: Die Schiffszimmerer wählten für den Eulenkamp ihren ersten Vertreter und Ersatzvertreter und konnten sich somit mit ihren Stimmen an der demokratischen Mitgestaltung der Genossenschaft beteiligen.

Die dreistöckigen Zeilenhäuser griffen mit ihrer Rotklinkerfassade die typische Erscheinung der 1920er Jahre am Dulsberg auf. Gleichzeitig stellten wir uns damit in die Tradition des „Neuen Bauens“ und bekräftigten in diesem Sinne das genossenschaftliche Selbstverständnis, guten und preiswerten Wohnraum zu schaffen. Seit jeher modernisieren wir unsere Wohnanlagen regelmäßig. So haben wir im Jahr 1973 alle Wohnungen an eine neu installierte Zentralheizung angeschlossen. Und im Jahr 1980 bauten wir neue Fenster mit Isolierverglasung ein.

Die Mischung macht´s

Heute zeigt sich der Dulsberg als eine Mischung aus Nachkriegsmoderne wie im Eulenkamp, moderner Architektur und der historischen Bausubstanz der 1920er Jahre. Viele dieser frühen Dulsberger Bauten im Stile des „Neuen Bauens“ stehen heute unter Denkmalschutz. Unter anderem die vom Architekten Paul Frank entworfenen Laubenganghäuser in der Oberschlesischen Straße, die durch halbrunde Fassaden und Dachterrassen bestechen, aber auch das Emil-Krause-Gymnasium und die Gesamtschule Alter Teichweg. Insgesamt stehen heute etwa 20 Prozent aller Gebäude in Dulsberg unter Denkmalschutz, viele davon im charaktervollen Rotklinker gehalten.